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Rezension: Frauen und ihre Refugien (Gebundene Ausgabe)

Die Autorin Stefanie von Wietersheim und die Fotografin Claudia von Boch haben gemeinsam diesen wunderschönen Bildband auf den Weg gebracht, der die Rückzugsgebiete von 21 Frauen, in erster Linie von Künstlerinnen und Kreative, den neugierigen Betrachtern vor Augen führt.

Frau von Wietersheim hat das Buch ihrer Mutter gewidmet, die sie lehrte, in Räumen zu lesen.

Schon in vergangenen Zeiten schufen sich begüterte Frauen Boudoirs, Gartenpavillions, Inselhäuser, Ateliers oder Bibliotheken und heute ist es für immer mehr Frauen selbstverständlich ein eigenes Zimmer zu haben, einen klar definierten Raum, wie die Autorin es formuliert, in dem Ehemann und Kinder außen vor sind. Abgrenzung ist das Schlüsselwort der Psychologen, das man durch solche Räumen umsetzen kann. Abgrenzung ist notwendig, wenn Beziehungen dauerhaft Bestand haben sollen.

Als spezifisch feminine Wohnbereiche im 18. Jahrhundert galten die Boudoirs. Dabei handelte es sich um kleine Zimmer, in denen die Damen des Hauses Briefe schrieben, Freundinnen empfingen, sich schminkten oder auch lasen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts etablierte sich der "semi- offizielle" literarische Damensalon. Dort empfingen intellektuelle Frauen wie Rahel Varnhagen, Bettina von Arnim oder auch Henriette Herz die Geistergrößen ihrer Zeit.

Auf zwei Fotos lernt man das private Wohnzimmer von Christiane Vulpius und das Schreibzimmer von George Sand kennen und weiß, auch wenn man nichts über diese Damen gelesen haben sollte, welch Geistes Kind die eine und die andre war.

Mit zunehmender Demokratisierung richteten sich Frauen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts immer häufiger eigene Räume ein. Wie solche Räume aussehen können, wird in diesem Buch gezeigt und es wird deutlich, dass ein solcher Raum stets viel von der Innenwelt der Damen zum Ausdruck bringt, die man in ihren Refugien kennenlernt.

Es ist natürlich unmöglich im Rahmen der Rezension auf all diese Refugien näher einzugehen. Besonders angetan bin ich von dem "Haus am See" der Galeristin Stefanie Harig, einer sehr attraktiven Frau mit ausnehmend gütigen Augen, die nach dem Erwerb des Hauses ein großbürgerliches Idyll schuf, in dem Kunstverständnis, materieller Wohlstand und Familienleben eine glückliche Mischung eingehen, (vgl.: S.34).

Wirklich traumhaft ist Nina Ruges "Limonia in der Toscana". Im Buch lernt man die Innenwelt von Frau Ruge kennen, die durch alte Teppiche, pflaumenblaue Samtvorhänge, Samtkissen und eine bestimmte Farbgebung, die unverkennbar orientalisch anmutet, sich zu einer neuzeitlichen Scheherazade macht. In ihrer Weisheitsbilanz erkennt man sofort, dass sie eine "Tolle-Schülerin" ist: "Viele haben vor Stille Angst, weil sie Angst vor Begegnungen mit sich haben. Ich habe gelernt, die Stille zu suchen und zu lieben. Man kann trainieren, das Gedankenrad anzuhalten", (Zitat: S. 51).

Da stimme ich Frau Ruge zu. Frau Ruges Innenwelt ist eine Welt der Märchen und Träume, das macht der Einrichtungsstil ihres Refugiums deutlich. Ein wenig hat mich das erstaunt, denn ich hätte ihr andere, eher kühlere Farben zugeordnet. Kurzum ihr Seelenspiegel gefällt mir sehr.

Meinem eigenen Seelenspiegel allerdings entspricht eher dem Refugium der Designerin Anne Maria Jagdfeld, (Bild auf dem Cover). Ihre "Blaue Wohnung" ist in meergrün gehalten. Die Wohnung befindet sich übrigens in Heiligendamm. Sie ist dezent luxuriös, mit asiatischen Elementen und zeitgenössischer Kunst. Die Designerin findet Ruhe und Glück bei langen Spaziergängen am Meer, beim Lesen und bei ihrer Familie. Das macht sie mir zusätzlich sympathisch. Wie viel Wärme doch in vermeintlicher Zurückhaltung und Kühle stecken kann.

Natürlich hat mich interessiert, wie das Refugium von Senta Berger ausschaut. Es hat mich gefreut, dass sie sich die Verspieltheit eines Kindes bewahrt hat, die durch viele Accessoires zum Ausdruck kommt. Bei Senta Berger stehen das Herz und die Liebe zum Schönen im Vordergrund. Auch dies finde ich sehr sympathisch.

Karen Heumann, eine Frau aus der Werbung zeigt ihre Bücherwelt. Die Managerin hatte einst in Aix-en-Provence Wirtschaftswissenschaften und Germanistik studiert. Mit Büchern fühlt sie sich organisch verbunden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen:-))

In Frau Heumanns Bücherwelt würde ich gern mal stöbern, besonders in den alten Büchern, denn wirklich alte Bücher besitze ich nicht. Die Bücher meiner Urgroßmütter sind im Osten untergegangen. Leider.

Ein schönes Buch, an dem Menschen mit Sinn für Ästhetik viel Freude haben werden.

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