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Rezension: Murano: Die Klassiker des italienischen Glasdesigns (Gebundene Ausgabe)

Herausgeber dieses reich bebilderten Prachtbandes über die Klassiker des italienischen Glasdesign sind Bernd Polster und Askan Quittenbaum. Bernd Polster ist einer der bekanntesten Designautoren und bei Askan Quittenbaum handelt es sich um den Geschäftsführer des Aktionshauses Quittenbaum, der regelmäßig Auktionen zu Murano-Glas leitet und als einer der Experten auf diesen Gebiet zählt.

Autoren des Buches sind neben Quittenbaum, die Kunsthistorikerin Dr. Claudia Lanfranconi und der Glasmacher Peter Pelzel. Beteiligt am vorliegenden Werk waren zudem der Grafiker Olaf Meyer und der Schweizer Fotograf Jürg Waldmeier.

 Wie Quittenbaum in seinem Vorwort schreibt, soll das Buch allen Kunst- und Designinteressierten einen informativen und sinnlichen-visuellen Einstieg in das Thema verschaffen. Zunächst schreibt der Glaskünstler Peter Pelzel, der in Murano lebt, in einem einleitenden Essay, über die Glasstadt Venedig, über das italienische Glas im 20. Jahrhundert, über Vetri de Murano, auch über die Fälschungen, über den Markt des Muranoglases und hier u.a. über die Preisentwicklung sowie beeinflussende Faktoren und über Murano im Hier und Heute. Begleitet wird der Essay von eindrucksvollen Bildern, die uns nach Murano und dort in die Manufakturen führen.

 Man erfährt Wissenswertes zur Glasgeschichte, die aufs Engste mit der Stadtgeschichte von Venedig verbunden ist. Dort kam im 13. Jahrhundert, die Stadt war damals mit über 30 000 Einwohnern eine Weltmetropole, die Glaskunst zur vollen Entfaltung. Die Glashandwerker bildeten in jener Zeit eine sehr große und einflussreiche Zunft. Damals wurden primär Gebrauchsgegenstände hergestellt, wie etwa Trinkgläser. Der Glasstoff war ab 1200 in Venedig schon erstaunlich rein, farblos und durchsichtig. Dies lässt auf die Verwendung von Mangan schließen. Im 14. Jahrhundert wurden in Murano die ersten Brillengläser hergestellt und das 15. Jahrhundert war die Goldepoche der älteren Geschichte des Muranoglases. Damals wurde in Venedig eine neue Glasformel erfunden, die die Vormachtstellung Muranos im Hinblick auf die Glasherstellung festigte. Ich möchte an dieser Stelle nicht die ganze Glasgeschichte in den dann folgenden Jahrhunderten wiedergeben, sondern empfehle stattdessen den Essay zu lesen. Er ist diesbezüglich überaus aufschlussreich.

Interessant auch ist es zu erfahren, wie Glas entsteht. Dabei muss man wissen, dass es sich bei der Glasfertigung stets um einen Teamprozess handelt. Die Personen, die an diesem Prozess beteiligt sind, gehören einer Werkstadt an, die Piazza genannt wird. Über den Teamprozess in der Glasherstellung wird man umfassend unterrichtet, erfährt wie ich eingangs erwähnte, Näheres zur zu Fälschungen und schließlich auch Wissenswertes über die Preise im Wandel der Zeiten.

In der Folge dann werden verschiedene Techniken vorgestellt und anhand von Objekten veranschaulicht. Ich hatte nicht die entfernteste Vorstellung davon, wie viele Techniken für Murana-Glas es diesbezüglich gibt und resümiere, dass diese sehr gut erläutert werden.

Die Klassiker des 20. Jahrhunderts werden mittels Fotos und Texten dem Leser nahe gebracht. Unter den Objekten befindet sich eine wunderschöne Amphorenvase von Fratelli Toso, die um 1910 kreiert wurde und in die ich mich spontan verliebt habe. Über den Werdegang von Fratelli Toso und andere berühmte Glashersteller aus Murano wird man gut unterrichtet und lernt deren Kreationen kennen. Sehr angetan bin ich von den Objekten Vittero Zecchins. Sie entsprechen meinen Vorstellungen von Murano-Design besonderes. Allerdings bin ich auch von den Objekten Fulvio Bianconis angetan, dessen Objekte an kostbare Spitzentaschentücher erinnern. Mit meiner Vorstellung, dass Murano-Glas stets hochdünn ist, wurde aufgeräumt. Auch die Annahme, einer gewissen Farbigkeit, erwies sich nicht immer als zutreffend.

Es ist überaus interessant, die gestalterische Entwicklung im letzten Jahrhundert bis ins Heute aufgrund der Bilderwelten und der Texterläuterungen mitverfolgen zu können. Interessant auch ist es, die einzelnen Designer kennenzulernen.

Gestaltung ist stets ein Ausdruck des Zeitgeistes. Das wird auch bei Murano-Glasobjekten deutlich. Besonders gelungen und Ausdruck des Jetzt ist ein Deckenleuchter der Firma Venini Fernando und Humberto Campagna. Hier bevölkern männliche und weibliche Figuren den Glaskorpus der Lampe. Die Hände haben sie dabei bittend ausgestreckt, passend zum Titel der Serie, der übersetzt "Hoffnung" bedeutet.

 Hoffen wir alle, dass Venedig und die Glasmanufakturen dort noch lange Zeit bestehen bleiben und immer wieder neue, schöne Dinge hervorgebracht werden können. Was gibt es Schöneres als Träume aus Glas, die in ihrer Zerbrechlichkeit uns immerfort ermahnen achtsam zu sein.

 Ein wundervolles Buch.


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