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Rezension:Die perfekte Tafel: Designer decken den Tisch

Die Autorin Caroline Clifton-Mogg und der Fotograf Simon Upton stellen in diesem Buch die perfekte Tafel vor. Die dargestellten Kreationen stammen u.a. von den Designern: Presto Baly, Meredith Etheington- Smith, Trivia Foley, Francois Gilles , Reed Krakoff, Ebba Lopez, Louise Nason, Alison Price, Carolyn Quartermaine, Jonny Roxburgh, John Saladino, Nicolette Schouten, Runi Verjee, Peri Wolfmann, Vincente Wolf. Insgesamt warten 23 kreative Köpfe mit ihren Ideen zur Tischkultur auf.

Die Texte im Buch sind hochinformativ. Ein Fest für die Augen sind die Bilder. Gleich auf den ersten Seiten wird man durch eine opulente Tischdekoration erfreut, die an den Lebensstandard gehobener Kreise des 18. Jahrhunderts erinnert. Man erhält einen historischen Abriss über die Gepflogenheiten bei Tisch in europäischen Haushalten. Erfährt, dass die dreizinkige Gabel erst im 17. Jahrhundert Verbreitung fand und sich erst allmählich zu dem Essgerät mit vier Zinken wandelte, wie wir es heute benutzen.


Zu festlichen Anlässen und Banketten bevorzugte man ab den 1830er Jahren den " Service à la russe ". Die Speisen wurden also in mehreren Gängen aufgetragen. Dadurch war auf dem Tisch mehr Platz, den man mit extravaganten Blumenarrangements füllte, die sich über die ganze Länge des Tisches als florale Kaskaden ergossen. Der Weg zur heutigen, fast puristischen Drei- Gänge- Kultur wird seitens der Autorin bestens nachgezeichnet. Etiketten und Tischsitten werden auch thematisiert. So spielte sich bei Ludwig XIV. in Versailles das extrem hierarchische Denken in die Tatsache wider, dass bei Tisch nur der König auf einem Stuhl mit Armlehnen Platz nehmen durfte, während die anderen ihrem Rang gemäß auf Hockern saßen.
Aber man sitzt nicht überall gemeinsam am Tisch. In zahlreichen Ländern nimmt man auf dem Boden Platz. Die Speisen werden dort auf Tabletts gereicht oder aber man isst von kleinen Einzeltischen. In der Antike lagen die Männern beim Speisen seitlich auf Sofas, ob das bequem war sei dahingestellt.


Die Autorin lehrt den Leser das Einmaleins des Tischdeckens. Anhand der Fotos erhält man viele Anregungen, was man noch besser gestalten kann. Das klassische Tischgedeck mit kleinem Brotteller, mehreren Gläsern und Besteck in der adäquaten Anordnung kennt jeder kultivierte Zeitgenosse, aber wie lässt sich der Stil unterschiedlicher Kulturen reizvoll kombinieren? Eine Patentantwort auf die Frage nach dem idealen Essplatz gibt es nicht, bekundet die Autorin. Anhand der im Buch aufgezeigten Beispiele aber macht sie deutlich, dass Flexibilität im gemeinsamen Nenner steht und Querdenken der Schlüssel zu den schönsten Lösungen ist.


Im Kaleidoskop der Stile werden folgende Aspekte des Tischdeckens thematisiert: formell-festlich, zeitgenössisch, romantisch, klassisch, ethno, Sammlerstücke, retro und ländlich. Alle Arten des Tischdeckens folgen einem gewissen Kanon von Regeln bei der Anordnung der Gedecke und dem Servieren der Speisen.
Man lernt u.a. das minimalistische Interieur in Rumi Verjees Haus in London kennen. Er setzt auf Kontraste. Der gedeckte Tisch gefällt nicht nur wegen der feinen Suppentassen aus Nymphenburger Porzellan, die mit Serviertellern aus getriebenem Edelstahl kombiniert werden, sondern auch wegen der modernen rechteckigen Brotteller von Swaya& Moroni, auf denen karierte Servierten platziert sind. Ein interessanter Stilmix, der seinen Höhepunkt in einer Dekoration aus Meissner Porzellan- Schwänen neben avantgardistischen Kerzenleuchtern findet.


Schön ist die mediterrane Eleganz der französischen Designerin Nicolette Schouten. Das Speisezimmer ist in eleganten Farben eingerichtet. Der gedeckte Tisch stellt eine Symphonie von Farben und Formen dar.
Eine Hightlight ist das Esszimmer ihres Hauses in Cannes. Sie schätzt dort kühle, helle, neutrale Farben, die eine beruhigende Balance zum kräftigen Licht und zu den leuchtenden Farben der mediterranen Landschaft schafft. Unmöglich auf alle Beispiele der 23 Designer einzugehen. Die Epoche der Romantik prägt das Schaffen John Saladinos. Er ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Designer. Nach seiner Ansicht ist jeder Tisch eine Landschaft und sollte nach architektonischen Prinzipien gestaltet werden.
Mit ein wenig Phantasie und Fingerspitzengefühl kann man den Tischalltag stilistisch bereichern und interessanter gestalten.


Wie dies funktioniert, wird im Kapitel Mahlzeiten sehr gut ausgelotet, das untergliedert ist in Frühstück, Mittagessen, Nachmittagstee, Dinner und Essen im Freien . John Pawson, der mit wirklich bemerkenswerten Ideen aufwartet, hält fest: " Bei Tisch sollten Sie die Möglichkeit haben, sich mit Personen in Ihrer Nähe zu unterhalten." Dies setzt voraus , dass man den Tisch wohlüberlegt deckt. Sehr schön sind die Anregungen für Essen im Freien, so etwa unter einem alten Olivenbaum, der vor der Mittagssonne schützt. Begeistert haben mich die Messer und Gabeln mit bemalten Porzellangriffen im chinesischen Stil, die auf einem hübsch gedeckten Tisch darauf warten von hungrigen Gästen benutzt zu werden, um damit ein delikaten Hummersalat unter der Sonne des Südens aufzunehmen. Paradiesisch! Die Inspirationen für Festtage sollte man genau lesen. Dabei sind Preston Baileys Tische geprägt von Symmetrie und Präzision. Florale Motive werden wiederholt und zugleich entwickelt. Sie verkündet: " Selbstverständlich gehören Blumen auch zu Hause zu einer Dekoration - sie machen einen Tisch erst vollkommen. "


Im Kapitel Dekoration liest man Wissenswertes über Tische und Stühle, Tischwäsche, Geschirr, Glas und Gläser, Besteck, Licht, Blumen und weitere Dekoration. Wichtig ist es bei jedem Element Sorgfalt und Nachdenken einzubringen, sich mit praktischen Erwägungen, aber auch mit ästhetischen Kriterien auseinanderzusetzen. Es gilt ein harmonisches Ganzes aus geschmackvollen praktischen Dingen und schmückenden Accessoires zu kreieren. Dies wird an vielen Beispielen gezeigt. Aufgrund zahlreicher guter Bezugs-Adressen kann man alle abgelichteten und näher besprochenen Produkte problemlos ordern. Die Anschriften der Designer werden auch genannt.

Dieses Buch schenkt Inspiration pur. Hier wird in traumhaften Formen und Farben dem Schönen gehuldigt. Oscar Wilde würde das Buch gewiss mit großem Wohlwollen kommentieren.

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