Dieses beeindruckende Buch ist eine Teamarbeit von Alexandra Abel, einer Diplompsychologin mit dem Schwerpunkt Architekturpsychologie, Architekturwahrnehmung und Architektur- kommunikation sowie dem promovierten Physiker, Unternehmer und Fotograf Stephan Ernst.
Weimar wird in diesem Werk vorgestellt als Wohngeschichte. Insofern wundert es nicht, dass der erste Satz in der Einleitung die Frage ist: "Gibt es einen Wohnstil, der typisch ist für Weimar?"
Zwei große Abschnitte beantworten diese und andere Fragen.
Zunächst wird in sechs Kapiteln der theoretische Teil abgehandelt, dann werden 10 Wohnungen anhand von eindrucksvollen Fotos vorgestellt.
Das erste Thema ist die räumliche Mitte, das sind Orte, wo wir uns häufiger und auch besonders gern aufhalten. Orte, wo wir wir selbst sind. Die Autorin wartet hier mit fünf Geschichten zu räumlichen Mitte auf, beginnend bei Goethe, dann kommen Schiller, Anna Amalia, Liszt, Henry van der Velde zur Sprache, sprich namhafte Persönlichkeiten, die einst in Weimar lebten.
Da ich all die Orte bereits besichtigt habe, bin ich begeistert, wie subtil die Herangehensweise an die jeweilige räumlich Mitte ist.
Anschließend dann geht es um einen Stein mit der Inschrift "Genio huius loci", um einen Schlangenstein, der als Hommage an Goethe gedacht ist. Die Schlange beißt hier in ein Opferbrot. Dies bedeutet, dass das Opfer gnädig angenommen wurde und deshalb mit den Göttern im Reinen war. Der Stein steht im Ilmpark.
Fassadenprojektionen gibt es auch im Hier und Heute. Dabei geht es wie zwei Beispiele verdeutlichen, um die interaktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Kapitel 3 ist den Farben gewidmet. Interessant, was man hier zur Farbe Ocker liest aber auch zu Grün, das Goethe am meisten liebte, zumindest was die Wandgestaltung anbelangte.
Man erfährt Wissenswertes über die Pfirsichfarbe bei Rudolf Steiner als Farbe der Seele, auch über das Rot-Gelb-Blau des Bauhaus, liest zudem zu Kandinsky, bevor man sich im Kapitel 4 mit Tafelrunden befassen kann, allen voran Anna Amalias Tafelrunde.
Für mich spannend zu lesen war, der Beitrag zum Garten des Kirms-Krackow-Hauses, weil ich ihn schon zweimal besucht habe, doch nur wenige Hintergrundinformationen dazu bislang hatte.
Unmöglich alles hier zu benennen und sich gar über Tafelrunden im Verborgenen auszulassen. Die gab es auch immer in dieser Stadt, die mittiges Wohnen liebt.
Nicht nur, aber wohl auch, weil Goethe ein Sammler war, befasst sich das 5. Kapitel mit sammeln und erinnern und man erfährt, was alles er in seinem Nachlass weitergab.
Weimar ein Ort des Erinnerns, hier auch kommt Buchenwald zur Sprache und hier verdeutlicht der erste Satz alles: "Alles, was wir Menschen mit Wohnen verbinden, widerspricht dem, was dort geschah."
Wohnexperimente werden in Kapitel 6 definiert und näher beschrieben, so auch kommunikatives Wohnen, bevor dann im 2. Teil besagte 10 Weimarer Wohnungen gezeigt, aber auch erläutert werden. Die Einblicke in die Wohnungen, empfinde ich als etwas sehr Besonders, will mich beschreibend aber nicht in Einzelheiten ergehen. Das gebietet die Contenance den Eigentümern gegenüber.
Bewundern, doch beinahe schweigend, mich der Bücherwelten in den Wohnungen erfreuen und der Farben, auch der Sammelleidenschaften der Bewohner. Blumenvasen satt, anstelle von Steinen, weshalb nicht?
Ich verliebe mich in einen bestimmten Farbton, gestalte in Weimar im Geiste eine Wohnung, mit Blick auf den Park an der Ilm und freue mich über all das, was sich in meinem Kopfkino abspielt, aufgrund der Inspiration durch das schöne Buch.
Empfehlenswert
Helga König
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